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Wie Sie führen und dabei die Gesundheit fördern

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Wie Sie führen und dabei die Gesundheit fördern | © Marco Teschner

Personalführung als Wellnessprogramm? Arbeit als Fitness-Center? Mitnichten. Moderne Führung soll die Richtung vorgeben, Leistung fordern und dafür sorgen, dass die Vorgaben erfüllt werden. Die Leistungsanforderungen steigen an, der Arbeitsumfang wird auf immer weniger Mitarbeiter komprimiert, der Stresspegel steigt. Die Risiken des Burn-Outs und der Depression ungleich schneller. Haben Sie Mut. Mut, einmal Ihre Mitarbeiter zu fragen, wie Sie als Chef, als Leader, Anführer, Boss oder Arbeitgeber ankommen und wahrgenommen werden. Ich weiß, niemand will so gern kritisiert werden, allerdings wenn Sie nicht fragen, bekommen Sie auch keine Antworten. Antworten, die für Sie jedoch existenziell sein können. Spätestens nach dem ersten psychisch bedingten Arbeitsausfall, ist die Einholung der Rückmeldungen durch Sie dringend angezeigt. Je höher die Arbeitsdichte steigt, also die Mitarbeiter immer mehr Aufgaben in gleicher Zeit, häufig auch parallel, erledigen sollen, desto belastender ist die Arbeit, sie macht krank. Es ist wie ein Zweig: Sie können immer mehr Gewichte dranhängen, der wird sich biegen, er ist ja flexibel. Irgendwann ist die Belastung zu hoch. Die Gewichte fallen entweder herunter oder der Zweig bricht. Resilienz haben Sie sicher schon als Begriff gehört oder gelesen. Wenn nicht, → hier finden Sie die passenden Erläuterungen dazu. Die DAK hat ermittelt, dass allein im letzten Jahr von 100 krankheitsbedingten Ausfällen 17 auf seelische Leiden wie Depression oder Burn-out fielen. Mehr als je zuvor. Das klingt jetzt abstrakt, nicht wahr? Ich schreibe mal die durchschnittlichen Tage dazu: 38. Schon erheblich mehr, als bei einem profanen Schnupfen, oder? Eine schwerwiegende Nebenwirkung haben diese Erkrankungen für Unternehmen auch noch: Jeder Vierte kommt nach einem Burnout nicht mehr ins Unternehmen zurück. Das bedeutet für Ihr Unternehmen: Sie verlieren Wissen, Kompetenz, Ressourcen - einen Menschen.

Der Fisch fängt am Kopf an... Na ja, Sie wissen schon.

Wenn Ihnen auch nur ein Mitarbeiter wegen zu hoher Belastung wegfällt, haben Sie ein Problem. Und zwar ein richtig großes, denn Sie haben die Verantwortung und jetzt auch noch die Arbeit damit, alles umzuorganisieren. Auch nicht gesund. Für Sie nicht gesund, denn auch als Führungskraft sind Sie ein Mensch mit Belastungsgrenzen. Eben auch "nur" ein Zweig im Geäst Ihres Unternehmens. Als direkter "Vorgesetzter" - ich mag diesen Begriff überhaupt nicht, weil Sie schließlich nicht vor die Nase des Personal gesetzt sein sollten - wirken Sie mit Ihrem Verhalten auch direkt auf den Gesundheitszustand Ihrer zu verantwortenden Mitarbeiter ein. Haben Sie das schon gewusst? Ich will jedoch weg von der nach Schuld klingenden Formulierung. Wir sollten viel mehr den Fokus auf die Erhaltung und Förderung der Gesundheit, und zwar die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter und Ihrer eigenen Gesundheit richten. Es ist sicher nicht leicht:
  • Druck von "oben", Verantwortung für die Durchsetzung von Vorgaben
  • Zahlenvorgaben, schließlich zählen nur die Hard-Facts
  • Budgetgrenzen, das Maximale aus den Ressourcen herausholen
  • der ganz "normale" Wahnsinn der täglichen Arbeitsorganisation
  • selbst mitarbeiten, weil die Arbeit sonst nicht geschafft wird
Nicht gerade zu beneiden Ihre Sandwich-Position. Sind Sie bereits an der höchsten Stelle, weil Sie der Inhaber sind, können Sie den Posten durch Druck von außen (also den Kunden und der Konkurrenz) ersetzen. Das andere bleibt Ihnen erhalten. Leider. Und jetzt sollen Sie auch noch auf die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter achten? Ja, das können Sie, das müssen Sie sogar.

Manchmal erreicht man auch ohne Vollgas, voranzukommen

Im übertragenen Sinne: Sie haben sich mit Ihrem Auto im Sand festgefahren. Instinktiv geben Sie Vollgas, Sie wollen das Auto "rausschaukeln". Doch das Gegenteil erreichen Sie. Die Räder graben sich immer tiefer ein, Ihr Fahrzeug liegt sprichwörtlich mit dem Boden auf. Nicht immer hilft die hohe Umdrehung und Leistung. Manchmal sollten wir uns darauf besinnen, dass das maximale Drehmoment durchaus mit geringerer Drehzahl schon eher erreicht wird. Statt also unnötig Benzin zu verbrennen, Schadstoffe in die Luft zu blasen, eher mit Gefühl die Aufgabe lösen. So funktioniert das auch mit Personalführung. Mit Gefühl. Seit 2013 ist übrigens die psychische Gesundheit im Arbeitsschutzgesetz integriert. Gesundheit ist eben mehr als ein gesunder Körper.

Wie Sie das hinkriegen können

Als allererstes achten Sie auf sich. Ja, richtig gelesen. Sie geben die Richtung vor und müssen als erstes für sich und Ihre Gesundheit sorgen. Wie wollen Sie denn Ihre Mitarbeiter gesund führen und dabei unterstützen, ihre Ressourcen und Möglichkeiten optimal zu nutzen, wenn Sie an sich selbst Raubbau begehen? Und hier schließt sich der Kreis mit der Einleitung dieses Artikels: Holen Sie sich Feedback darüber, wie Ihr Führungsstil wahrgenommen wird.
  1. Wie weit unterstützt Ihr Führungsstil die Gesundheit am Arbeitsplatz oder behindert es mehr?
    • Wie viel Beachtung schenken Sie den Leistungen anderer?
    • Gehen Sie wertschätzend mit den Leistungen anderer um?
  2. Wie gehen Sie mit Ihrer eigenen Gesundheit um?
    • Haben Sie Stress? Und wenn ja, wie gehen Sie damit um?
    • Reagieren Sie mehr, als Sie agieren? Denn Agieren sollte Ihre Rolle bestimmen.
  3. Wie organisieren Sie die Arbeit im Bezug auf die Gesundheit aller?
    • Müssen bei Ihnen mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigt werden?
    • Wie häufig treten Störungen und Unterbrechungen im Ablauf auf?
  4. Leben Sie als Chef die gesundheitsfördernde Lebensweise vor?
    • Wer krank ist, soll sich zu Hause kurieren und nicht die anderen anstecken.
    • Alles hat seine Zeit: Die Arbeit genauso wie die Freizeit.
    • Termine strukturieren den Tag, deshalb machen Sie nur einige am Tag und halten diese auch ein.
Als "Leader" sind Sie für die Rahmenbedingungen verantwortlich. Sie haben weniger mitzuarbeiten, als mehr darauf zu achten, dass alles im Fluss ist. Sorgen Sie deshalb auch dafür, dass die ausführenden Mitarbeiter nicht unnötig mit sinnfreien oder von der eigentlichen Arbeitsaufgabe entfernten Nebensächlichkeiten belastet werden. Weder der Einkauf von Brötchen für das kommende Meeting, noch die Besorgung von Büromaterial sind für Fachkräfte arbeitsplatznotwendig. Delegieren Sie diese Aufgaben an die zuständigen Mitarbeiter. Klar, wenn Sie ein Unternehmen mit drei Mitarbeitern sind, müssen diese Aufgaben verantwortungsvoll aufgeteilt werden. Hier liegt die Betonung auf "Aufteilung", sodass jeder seiner wirklichen Verpflichtung nachkommen kann.

Wissen Sie, was noch den Stress abbaut?

Gehen Sie respektvoll, freundlich und bewusst mit Ihren "Human-Ressources" um. Wenn Sie mit Ihrem Auto fahren, schnell ans Ziel kommen wollen, achten Sie auf Motortemperatur, Umdrehungszahl, Geschwindigkeit und die Fahrgegebenheiten (Straße usw.). Sie rufen die bestmögliche Leistung ab und achten dabei auf die Schonung des Materials. Denn das Auto war teuer und ist des "Deutschen liebstes Kind". Übertragen Sie diese Liebe auch auf Ihre Führungsarbeit. Wer Freude und Spaß bei der Arbeit empfindet, vermittelt (völlig) unbewusst anderen, dass die Arbeit Sinn und Spaß bereitet. Das kostet keinen Cent, keine Kraft, sondern entwickelt Energie. Leben Sie die Werte, die Sie selbst als Maßstab des Positiven Ihres Unternehmens setzen. Öffentlich Wasser zu predigen und heimlich Wein zu trinken, macht Sie nicht nur unglaubwürdig, es frustriert, macht Stress, macht krank. Es gibt keine Siegerehrung. Weder für Sie als Chef, noch für Ihre Mitarbeiter, wenn der plötzliche Herztod mitten am Arbeitsplatz eintritt. Auf dem Grabstein wird nicht geschrieben stehen "Er war unser fleißigster Mitarbeiter." Das gilt für Sie als Anführer genauso wie für Ihre Mitstreiter. Achten Sie allerdings auch darauf, dass es um Arbeitsplätze geht. Weder Sie, noch Ihre Mitarbeiter setzen voraus, dass sie am Dienstbeginn einen Wellnesstempel betreten. Die Kunst des Arbeitens wie bei Google ist sicher auch nicht in jeder Branche zweckdienlich. Passt auch irgendwie nicht zu unserer deutschen Mentalität. Und trotzdem erfahren wir alle im Moment einen Umbruch. Jeder weiß, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann, nicht jeder ist allerdings dazu bereit, die Komfortzone zu verlassen und neue Wege der Unternehmens- und Personalführung zu beschreiten.

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